Samstag, 16. Mai 1981

Christian Popp 60

HYMNUS LAUDATIONIS
PRO CHRISTIANUM POPP,
DIRECTOR MUSICAE ECCLESIENSIS,
PROPTER DISTRIBUTIONEM NUMMI HONORIS
DE LITTERA C PASTORALITER
AD DIEM NATALEM SEXAGINTAM.


Zu Deutsch:
Loblied
für Christian Popp,
Kirchenmusik-direktor,
wegen der Verleihung
des Ordens
vom pastoralen C
zum 60. Geburtstag.


Bevor ich geh’ in medias res,
gesteh’ ich, daß ich sehr nervös,
dieweil ich sehr gewissenhaft -
und manche Daten fehlerhaft.

Ich möchte mich entschuldigen,
eh’ ich beginn’ zu huldigen
und gebe Kritikern gemessen
die zwei folgenden Adressen:

Günter Reischl, der tenorige,
honorige, motorige,
versuchte in zwei langen Stunden
alle Umständ’ zu erkunden;
doch lag, wie’s scheint, ein böser Fluch
auf diesem Anzapfungsversuch.

Objekt war Popp, die altige,
gesangs- und stimmgewaltige,
die sich, dank Datenschutzgesetzen,
erfolgreich konnte widersetzen,
sodaß die Antworten vieler Fragen
mosaikartig mußten zusammengetragen,
sortiert, filtriert, geordnet werden.
Soweit die Adressen für Beschwerden!

Nun geh’ ich’s an, bin nicht zu halten,
will jetzt mein Loblied frei gestalten.
Die Einleitung habt Ihr vernommen,
so laßt uns jetzt zur Sache kommen.

Die „Sache“ erblickte das Licht der Welt,
als wertlos wurde deutsches Geld,
als die Währung wurde ranzig.
Das war im Jahre einundzwanzig.

Als Sohn von Eltern, sehr gestrengen,
beugte er sich deren Zwängen
und fernab jeglicher Lausbubenstreiche
spielt’ er drei Stunden täglich „Geiche“.
Ich könnte Zeugen lassen nahen,
die nie ihn ohne Kasten sahen.

Er war ein äußerst braves Kind,
wie man so leicht kein zweites find’t
und dank seinem großen Fleiße
errang er Virtuosenpreise
und konnt’ - so konnt’ ich’s eruieren -
mit sechzehn schon Musik studieren.

Namhafte Musikpädagogen
haben ihn musisch groß gezogen.
Er lernte - und es machte Spaß! -
besonders bei Professor Haas.

Als er gerad’ besonders fleißig,
kam Krieg, im Jahre neununddreißig.
Und statt Pauken und Trompeten
dröhnten Kanonen und Musketen.
Es verstummten alle Geigen.
Das weitere will ich verschweigen.
Schließlich, in Kriegsgefangenschaft,
erwies sich als rettende Eigenschaft
die Fähigkeit, zu improvisieren,
fehlende Stimmen zu komponieren
(den Russen so zu imponieren).
Arrangements frei zu gestalten,
das konnte ihn letztlich am Leben halten.

Kaum wieder da, versammelte er in Scharen
alle bayerischen Musiker, die arbeitslos waren,
um in München, mit ihm selbst an der Spitzen,
zu bewirken ein erstes „Opernaufblitzen“.
So konnten sich gegenseitig retten
er - und die Bühne der Marionetten.
Und bald schon - es kommt mir fast märchenhaft vor -
da war er sein eig’ner Theaterdirektor.

So gingen ein paar Jährchen hin,
mal mit Verlust, mal mit Gewinn,
wobei ihm treu zur Seite stand
die Frau, mit der er sich verband.
Sie war ihm stets ein guter Geist,
was sich auch heut’ noch oft beweist,
denn, wenn er ihr die Meinung geigt,
ist sie’s, die liebend, duldend schweigt.

Gar viel verdankt er seiner Frau;
sie führte die Bücher stets peinlich genau,
hielt jeder Rechnungsprüfung stand.
Geschäftstüchtig, exakt, gewandt,
erfaßte sie alle Spesen und Kosten,
trug ein ihm den Opernrevisorposten.

Es folgten noch Konzerttourneen.
Ihr solltet die Kritiken sehen,
sie waren stets des Lobes voll;
mit einem Worte: einfach toll!
Ein Höhepunkt in seinem Leben!

Doch hört! Er fand noch Zeit daneben
für den Kirchenchor St. Augustin.
Der konnte daraus Nutzen zieh’n,
an Ansehen wachsen und an Sängern
zum Wohl von vielen Kirchengängern.

Der Kirchenchor von Berg-am-Laim,
(wie find’ ich darauf einen Reim?)
zwar schon berühmt, scheut keine Mühen,
den Popp zu sich heran zu ziehen,
und er und ein paar gute Leute
werden St. Michael zur Beute.
Nun wirkt er hier als Chorregent,
obwohl er Größ’res leisten könnt’!

Mit großen Namen hier im Land’
verbindet ihn ein Freundschaftsband.
Dies geistig Band in seinem Leben,
gewoben wird es aus dem Streben
nach musikalischer Vollendung.
Aufgabe ist’s, Berufung, Sendung.

Es strahlt nach Müh’ und Plag’ zurück
vom Schaffensglück ein kleines Stück
und birgt in sich die große Kraft,
daß wieder er ‘was Neues schafft.
Wir wollen gern ihn unterstützen.
Mög’s ihm, uns, allen beiden nützen!

Schulmeistern liebt und kann er sehr
und kommt ihm etwas in die Quer’,
so wird er grob und ungebührlich.
Ich fürchte, ich werde zu ausführlich!

Nie ließe er sich daran hindern,
uns zu erzähl’n von seinen Kindern,
die außerdem viel besser wüßten,
wie sie den Mund aufreißen müßten!
Die eig’nen Kinder meint er nicht,
wenn solcherart er davon spricht.
Er meint die, die er unterrichtet.
Dies kund zu tun, bin ich verpflichtet.

Nun komm’ ich - es ist höchste Zeit -
zu seinem Verhältnis zur Geistlichkeit.
Es ist, das sage ich ganz offen,
geprägt durch sein gar innig Hoffen,
daß er schon fünf Minuten vor
dem Beginn hört, was der Chor
in einer Messe singen muß.
Jedoch der Liturgieausschuß
hat dies bisher stets hintertrieben.
So ist die Hoffnung ihm geblieben.
Man läge aber völlig schief,
sähe man das nicht positiv.

Die pop-music und Popp-Musik
sei Schlußstein in dem Mosaik
aus Vermutungen und Fakten.
Ich möcht’ mich in den nächsten Takten
mit dem Unterschied befassen,
der ganz leicht ist zu erfassen:
Er besteht aus einem „P“,
das, wenn ich es vor mir seh’,
mich beruhigt und friedlich stimmt,
das aber, wenn man fort es nimmt
mich gereizt und unruhig macht
und mich ärgert, daß es kracht!
Das eine „P“ verkörpert trennende Welten.
Ich hoff’, es mög’ die Popp-Musik noch gelten,
wenn nach der pop-music kein Hahn mehr kräht,
wenn sie schon längst vom Zeitlauf fort geweht!

Nun laßt uns, ohne viel zu schreien,
endlich den Orden ihm verleihen,
den Orden vom pastoralen „C“.
Ihr fragt, wofür das „C“ denn steh’?
Gern geb’ ich Antwort Euch, schweigt also still,
weil ich’s Euch nun genau erklären will:

C

Ihr seht vor Euch ein „C“ in Gold -
wie glänzt und schimmert es so hold!
Seht Ihr es so vor Eurem Blick,
so steht’s für Cäcilie, die Patronin der Musik,
ist daher stets in Gold zu tragen
an allen Sonn- und Feiertagen.

Wenn ich dies „C“
nun einmal dreh’,
so leuchtet’s silbern zu Euch hin
verbirgt auch so gar viele Sinn´:
So steht’s für Chor, für Chorregent,
und für ein ganzes Regiment
von Komponisten, deren Nam’
alle ein „C“ am Anfang ha’m.

Chopin, Casella, Cavaliere,
Cherubini, Casali - habe die Ehre! -

Cornelius und Chimarosa
Clementi, Corelli ...(wer mag da no sa?)
der Couperin und der Caccini ...
und ganz zum Schluß der Casciolini;
gewissermaßen am Totenbett.
(Sein Requiem ist gar zu nett!)

Soweit des „C“s hehre Bedeutung.
Es gibt noch eine and´re Deutung.
Nämlich: Das Gold steht für den Tag,
da man Casali aufführ´n mag.
Casali ist mit seinen Messen
für uns ein wahrhaft Sonntagsessen.
Werktäglich silbern und unbequem
ist Casciolini´s Requiem.

Dies, Christian, sei dir bewußt,
trägst Du das „C“ auf Deiner Brust!

So reich’ den Orden ich Dir dar
und wünsch’: Trag’ ihn noch viele Jahr’,
Dir und uns zu Freud´ und Nutzen.

Gelegentlich mußt ihn halt putzen!

Freitag, 30. Januar 1981

GPS Aschau 1981 - CAH

Ich bin kein Pastoralassistent,
bin auch kein Diakon.
Es ist nicht die Frage, ob ich´s könnt -
ich glaub´, Sie verstehen mich schon.

Ich bin - Sie sehen es mir an -
aus fernem Land ein Scheich.
Gebor´n im Lande Frankistan
im bay´rischen Bereich.

Verschied´ne von Ihnen kennen mich
bereits vom vorigen Jahr,
wo ich als Raucher ganz fürchterlich
und äußerst unzufrieden war.

Zwar rauch´ ich heuer immer noch,
hab´ mich kein´n Deut gewandelt
und blaue Wolken steigen hoch,
wenn man mit mir verhandelt.

Doch möchte ich vom blauen Dunst
kein Wort mehr heut´ verlieren.
Gepriesen sei die Verse-Kunst,
wenn´s gilt, zu kritisieren.

Nun fang´ ich an, sperrt auf das Ohr
und rückt mir jetzt ganz nah.
Fast steigt die Galle mir empor,
denk´ ich an C A H !

Da wird auf höherem Niveau
gegründet ein Vereinchen.
Zu welchem Zwecke? Sowoeso -
nur um zu sammeln Scheinchen!
Dabei gibt´s schon den V d K ,
die Kriegsgräberfürsorge-Leute,
die Caritas, das B R K -
sie alle wollen Beute!
Man sammelt für Innere Mission,
das Werk genesender Mütter,
die Arbeiterwohlfahrt will ihren Lohn -
nun sei ein Samariter!
Vergiß auch nicht Misereor,
die Aussätzigen, die Blinden,
die Tauben schreien dir ins Ohr,
appellier´n an dein Empfinden.
Last, not least, Adveniat.
Mit Liste, Korb und Dose
man´s auf dich abgesehen hat,
ob du Rock trägst oder Hose.
Nun soll zu dieser Vereine Schar
sich noch ein weiterer gesellen.
Als Unterverein der Caritas zwar,
doch höre den Hund ich schon bellen:
Erstens, man will ja nur dein Bestes,
und das ist überall gleich auf der Welt;
man will, ungeacht´t des verbleibenden Restes,
von dir nichts and´res, als dein Geld!
Zweitens - und da seh´ ich Schwierigkeiten -
man braucht deine helfende Tat!
Nun sollst du von Türe zu Türe schreiten
als sammelndes Laienapostolat.
Beschlossen hat es der Verband.
Das sind die Leut´ von „oben“.
Die Ziele lob´ ich rings im Land -
allein, die Tat kann ich nicht loben!
Glaubt mir, die Ziele sind stets groß!
So ist´s bei allen Vereinen.
Des Gründers Idee - so tadellos!
Die Arbeit machen die Kleinen!