Sonntag, 30. März 1986

Karwoche 1986

Beginnen möchte ich mit einem Gleichnis:
Sicher kennt Ihr alle die Geschichte von der wunderbaren Brotvermehrung.
Als ich hierherfuhr, hatte ich weder Fische noch Brote mit, nur ein bißchen Freude im Herzen und ein kleines Stückchen Sonne, Sonne der Erinnerungen an vergangene Karwochen.
Hier war noch Winter, es war kalt und nass draußen;
wie sollte das wohl werden?
Ich entließ ein kleines Stückchen Freude aus meinem Herzen und bekam sie mehrfach zurück.
Da verschenkte ich ein wenig Sonne der Erinnerung und es wurde warm.
Und im Verlauf dieser Woche erlebte ich soviel Sonne und Freude, soviel Liebe und Wärme,
dafür möchte ich Euch danken!


Die Woche begann mit Sorgen und Plagen:
Wer könnte uns denn etwa sagen,
wie man hier Messe halten soll?
Bischof Manfred war ganz sorgenvoll
und kam zu mir mit seinem Leide,
daß ich ihn von dem Gram befreite!

Ich weihte den Pfarrer Tasler ein,
denn ich dachte mir, es könnte doch sein,
daß der, dem die geistliche Leitung obliegt,
am eh’sten ‘was vom Kollegen kriegt.
Doch der war taub, sprach nur vom Gebet:
Er war überzeugt, das hilft und es geht.

Tatsächlich erwies sich die Meinung als richtig,
das Gebet erwies sich als sehr wichtig,
denn es vermag, ohne Finger zu rühren,
die fehlenden Sachen nach Franken zu führen.
Die Finger rührten der Manfred und ich,
Johannes hat Ruhe. Das wurmte mich.

Als wir dann alles hergekarrt,
da hat der Müller uns genarrt:
„Ätsch,“ sagte er, „s’ist alles da,
nicht alles ist in Voitsumra.
Ihr könnt schon eine Messe halten,
sogar in beiderlei Gestalten!“
Der Schelm, der hatte uns nur geneckt,
die Sachen war’n bei ihm versteckt
und erst, als ich Ersatz schon hatt’
vom lieben Pfarrer in Weißenstadt,
brachte er sie freundlich an. -
Gern hätt’ ich ihm ein Leid’s getan!

Gleich zu Beginn tat ich mich bedanken
für die schönen Tage hier in Franken;
unter anderm auch beim Wetter.
Das nehm’ ich zurück. Ich fände es netter,
wenn sich’s Wetter bedankte, geschwind,
daß wir ihm nicht mehr böse sind!

Es folgt in der Folge von Gedichten,
nun eine Reihe von Geschichten:

Heut’ Morgen hab’ ich im Garten entdeckt
vier Hasen, die haben die Nester versteckt.
Es waren die Christl und die Irene,
der Heribert begleitet jene.
Den dreien ging ganz emsig voraus
ein ausgefuchster Hase namens Klaus.

Des Parkes allerschönste Zier
sind alte Karossen mit Klopapier.
Und gäb’s nicht den Regen, den nassen,
würde es mir bestens passen,
mit wehenden, fliegenden Bandeln
benzingetrieben durch’s Land zu wandeln.
So aber bitt’ ich: Packt mich wieder aus,
sonst trau’ ich mich nicht mehr nach Haus!

Hilde Hejl kam angefahren
und als wir alle versammelt waren,
erzählte sie von URZIDIL
und brachte auch der Beispiel’ viel’.
Doch eins hat nicht ganz hingehaut:
Es war die - total - verkaufte Braut.

Sie taten gründlich vorbereiten
den längsten Kreuzweg aller Zeiten.
Er solle münden, planten sie,
in die Karfreitagsliturgie.
Der Wind, der hemmte uns’re Schritte,
doch Stingl ging in uns’rer Mitte,
er ging voraus, das half uns viel
und so erreichten wir das Ziel.
„Gültig“ war’s - wenn auch verkürzt.
Ein’s hat die Sache noch gewürzt:
Die drei, die eingeteilt zum Lesen,
taten, als sei nichts gewesen!

Kaum kam ich hier in Franken an,
kriegte ich den Belegungsplan.
Der war sehr gut und ausgefeilt,
es war auch alles eingeteilt.
Dann kamen Wünsche uns’rer „Kleinen“,
die brachten mich beinah’ zum Weinen
und ich verlegte immer neu,
damit auch alles richtig sei.
Noch heut’ erwach’ ich in der Nacht:
Hab’ ich auch alles recht gemacht?

Des Herrn Müllers ganzer Stolz:
vom alten Haus das Fachwerkholz
und die neuen Küchenräume,
von denen er schon lange träume.
Doch mancher fragt sich, ob im Mai
wirklich schon Eröffnung sei?
Gestern Abend hat der Abt
mit uns seinen Spaß gehabt.
Er schöpfte und spritzte das Osterwasser,
als wär’ er ein ganz reicher Prasser.
Und als die Weih’ vorüber war,
stand grinsend er bei dem Altar.
Mich durchfuhr ein Satz, ein banaler:
Er ist halt ein Lausbub, ein klerikaler!

30. 3. 1986