Samstag, 3. April 1982

Karwoche 1982

Sehr verehrte Damen und Herr’n!
Hier stehe ich und hätte gern -
rückblickend auf die letzte Woche,
quasi als fertige Epoche -
mit ein paar Versen, selbstgemacht,
einige Dinge dargebracht.

Am Samstag kamen wir hier an,
gemischt, als Kind und Frau und Mann
und haben schnell Quartier bezogen.
(Auch war das Wetter uns gewogen.)
Wir war’n im Pfarrer-Hacker-Haus
und packten uns’re Koffer aus.

Der Sonntag zeigte sich mit Sonne
und lockte uns hinaus - o Wonne -
in die strahlende Natur.
Eine ganze Kolonne fuhr
zum Fichtelsee, ging dort spazieren,
tat eifrig Waldluft inhalieren.

Am Abend erfreuten uns Sänger von Rang
mittels Platten mit ihrem schönen Gesang.
Auch wir übten täglich gemeinsames Singen,
wollt’s uns auch oft nicht recht gelingen.

Singe, wem Gesang gegeben,
Gesang verschönt das ganze Leben -
und so ist auch kein Tag vergangen,
an dem wir nicht gemeinsam sangen.

Was wir versäumt am Vormittag,
holten wir abends im Stüberl nach.
Dort hatte Dienst das Paar vom Tage,
doch war das, glaub’ ich, keine Plage.

Am Montag fuhren wir erfreut
durch das Örtchen Konnersreuth,
besuchten dort die Grabesstätt’,
der Therese letztes Bett.

Und in der Bibliothek Waldsassen,
wo wir alles um uns vergaßen,
sogar das Fotografierverbot,
hatten zwei Schwestern mit uns ihre Not.

Dann ging es noch zum Grenzlandturm.
Dort wehte ein ganz hübscher Sturm
von dem Böhmerwald herab,
brachte uns ganz schön in Trab.

Der Ausflug am Dienstag zur Quelle der Saal’
wurde zwar nicht für die Seele zur Qual,
doch mußte ein Urwald werden durchquert
und sehr viel Wasser und Schnee hat gestört.

Oft ging es über Stein und Stock,
gehoben werden mußt’ der Rock.
Ein Kind, das sich in den Bach gebettet,
wurde noch schnell vor’m Ertrinken gerettet.

Der Mittwoch war kein reiner Segen;
es zeigte sich der Tag mit Regen.
Wer früh den Vortrag vom Abt verfehlte,
bekam deswegen keine Schelte.
Nur, wer den Vortrag schon vernommen,
hat nochmal das Gleiche zu hören bekommen.

Am Donnerstag war es dann soweit:
Es war kalt, es hat geschneit
und wegen dieser Winterschmerzen
brannten zur Messe keine Kerzen.

Seitdem hat Mesner blauen Fleck
durch Rippenstoß von Opasek.
Doch vorher - und das muß ich sagen -
tat sich ein Dutzend Leute plagen!

Die machten einen Großeinsatz,
zu reinigen den Feuerplatz.
Der ganze Schmutz von ein paar Jahren
wurde aufgeladen und weg gefahren,
wodurch sich verschoben hat gehabt
die Dichterlesung von Vater Abt.

Er hatte Verständnis, ihn hat’s nicht gestört,
und wir hätten gerne noch mehr gehört,
als er tags darauf Gedichte vorlas
und erzählte, daß man die Uhrzeit vergaß.

Am Karfreitag war es frisch
und zu den Mahlzeiten gab’s Fisch.
Fisch will bekanntlich schwimmen -
doch es scheint was nicht zu stimmen,
das Stüberl war - ich sag’s verdrossen -
an diesem Tag schon wieder g’schlossen.

Was Wunder, daß der Umsatz groß,
als gestern wieder alles floß.
Zu sechzig Prozent aus Wasser besteht
der Mensch, sofern es normal zugeht,
doch ist er vertrocknet und ohne Ruh’,
hat das Stüberl zwei Tag’ nacheinander zu! -

Karfreitag Abend - Passion von Bach.
Der Besuch war ziemlich schwach
und manche gingen mittendrin -
zu Bette wohl - wo sonst denn hin?

Nun hab’ ich etwas nachzutragen,
das möcht’ ich unbedingt noch sagen:
Das Kommen der einzelnen Personen
erinnert an Tröpfcheninfusionen;
erheiternd wirkt es, höret man:
Der Letzte kam erst gestern an!

Karsamstag war seit alten Zeiten
die letzte Frist, Ostern vorzubereiten.
Der Abt und der Richter fuhren zur Stadt,
zu besorgen das, was bestellt man hat.
Zum Schrecken des Mesners brachten sie nichts dergleichen -
außer ein paar vollen Bäuchen.

Doch muß den Richter ich sehr loben:
Nie zeigte er sich so - „herab von oben“ -.
Er hat seine Sache sehr gut gemacht
und immer gerne mitgelacht.

Am Abend war es dann soweit:
Ein Scheiterhaufen stand bereit,
das Osterfeuer zu entzünden,
die Auferstehung zu verkünden.

Doch, es schneit im Dörflein Franken,
und voller skeptischer Gedanken
blickt man zum Platze, den man kennt.
Ob das Feuer wohl auch brennt?

Ein Lob dem Oberfeuerwerker,
dem Müller, denn der war viel stärker,
als des Winters letztes Zucken
mit Sturmgebraus und Flocken spucken.

Hellauf loderten die Flammen,
fraßen Holz um Holz zusammen.
Doch heute morgen war noch Glut
und die Kinder fanden’s gut.

Sie schürten und heizten den wärmenden Schimmer
ich glaub’, das Feuer brennt noch immer!
Mög’ in uns es weiter brennen,
denn morgen müssen wir uns trennen.

Ich komm’ zum Schluß und möcht’ es wagen,
etwas auf „bömmisch“ Euch zu sagen:
Des bömmischen Löwen Dóppelschweifigkeit
is’ sich héraldisches Pródukt von íebergrosser Freindlichkeit!

Samstag, 30. Januar 1982

GPS Aschau 1982

Ein paar von Ihnen kennen mich
vom Vorjahr her, ganz sicherlich,
wo ich zum Faschingsseminar
brachte ein paar Verse dar.

Mit ein paar frischgeback´nen Sätzen
fang ich jetzt einfach an zu schwätzen,
über das, was wir vernahmen,
seit wir hier zusammenkamen.

Der Bericht aus dem Landtag gestern Abend
war unterhaltsam und erlabend,
denn das Erziehungs- und Unterrichtswesen
soll von der A Sch O nun genesen,
damit zur Schand´ nicht wird ein „Schanderl“
in unser´m lieben Bayernlanderl.

Des weiteren war zu vermerken,
daß die Errichtung von Kitsch-Kunstwerken
in Zukunft auch dem Zivilist -
nicht nur dem Staat - gestattet ist.

Es folgte eine ernste Chose:
Der Wohnungsbau für Arbeitslose.

Zwar liegt der Sozialpfandbrief
auf Bundesebene noch schief,
doch will man Faulenzer belohnen
durch das Programm „Sozialer Wohnen“!

Die Diskussion erbrachte dann
die Sache mit dem Türkisch-Mann.
Die Türken werden mehr und mehr! -
Der Prinz Eugen muß wieder her!

Anschließend mußten wir verdauen,
dass in der BRD die Frauen
beileibe keine Neger sind;
woran ich keinen Zweifel find´!

Schließlich war es schon nach Zehn
und man fing an, ins Bett zu geh´n.
Ein paar Leut´hab´n sich sehr geschunden,
sie brauchten dazu noch drei Stunden.

Mit einem Kanon fing alsdann
am andern Tag die „Arbeit“ an.
Zuerst war da der Ökonomismus,
dicht gefolgt vom Kollektivismus,
die Zonen des Elends folgten sodann -
es fing also mit den Konfliktfeldern an.
Arbeit. - Arbeit! Wer hätte gedacht,
daß Arbeit soviel Arbeit macht!

Eineinhalb Stunden nur Arbeit, oh Qual,
eine halbe Stunde für´s Kapital!
Dies Verhältnis paßt zu uns´ren Kreisen,
täglich auf´s Neue tut sich´s erweisen:
Sehr viel Arbeit muß man erbringen
um ein klein wenig Kapital zu erringen!

Der Aktionär ist dumm und frech.
(Und außerdem hat er meistens Pech!)
Dumm ist er, weil er Aktien erlangt
und frech, weil er dafür Geld verlangt!

Ein Tonbild beschloß den Samstag-Morgen,
besschrieb noch einmal Arbeit und Sorgen.
Ein Lichtblick war das Mittagessen -
Arbeit (und Regen) war´n für´s Erste vergessen.

Ich übergeh´ den Nachmittag. -
Vier Leute hatten ihre Plag´,
ihre Thesen zu beweisen
in vier verschied´nen Arbeitskreisen.

Und morgen? Morgen? Was da ist?
Ich weiß nicht, ich bin kein Futurist,
bin nicht Prophet, nur Konsument,
bin daher hier auch schon am End´
und will mich jetzt damit begnügen,
zu wünschen Euch noch "Viel Vergnügen!"