Sonntag, 6. Juli 1980

ABSCHIED VON KAPLAN CHARLES BORG-MANCHÉ IM JAHRE 1980

Als er kam, vor rund acht Jahr´,
trug er noch einen Talar,
war abhold jeder Weiblichkeit
und pflegte die Unnahbarkeit,
hielt sich die Frauen auf Distanz
und sonnte sich im Priesterglanz.
Der Priesterhut schenkte ihm Schatten
und auch seiner schwarzen Krawatten.

Doch auch für maltesische Gastarbeiter
dreht sich das Rad des Lebens weiter.
So hat man ihm - wohl über Nacht -
nicht nur den Volkstanz beigebracht.
Seither sieht man ihn häufig üben,
nichts kann in ihm die Tanzwut trüben;
er übt und übt die halbe Nacht.
So riesig ist der Frauen Macht!

Nun trägt er Sportsakkos und off´ne Hemden,
läßt nicht von Zwängen sich verfremden,
er geht auch an den Badestrand
das ist bei jung und alt bekannt.
Keiner weiß mehr, wie’s begann:
Es wurde der Charly aus dem Kaplan.

Der Schlaf wird bei ihm groß geschrieben.
Meist schläft er so bis etwa sieben
und rennt dann Vorsicht! Straße frei!
im Schweinsgalopp zur Sakristei.
Dort helfen ihm die Ministranten,
zu schlüpfen in die Meßgewanden
und schon siehst am Altar ihn steh´n.
Inzwischen ist es 7 Uhr 10.

Ausgiebig, fest und tief zu schlafen
ist das Vorrecht aller Braven
und ein weises Sprichwort spricht,
der, der da schläft, der sündigt nicht.
Auf jeden Fall wär´ es vermessen,
im Schlaf zu stör´n ihn nach dem Essen,
denn der Mittagsschlaf ist labend,
er speist die Kräfte für den Abend.

Jedoch im Sommer, zur Urlaubszeit,
- Charly hat Dienst, der Pfarrer ist weit -
da traut kein Kranker sich zu sterben
aus Angst, die Leich´ könnte verderben.
Wenn Charles nicht ausgeschlafen hat,
findet Beerdigung nicht statt,

Und weil wir g´rad beim Urlaub sind,
denk ich an Königsdorf geschwind.
Anstatt die Kinder zu bewachen,
nützt Charles die Zeit zum Urlaub machen.

Man muß jedoch auch anerkennen:
Wenn viele nach dem Fußball rennen,
ist er dabei und gibt sich Müh´!
Doch ohne Masseuse spielt er nie!

So gäb´s noch viele kleine Geschichten
von und über Charles zu berichten.
Wir wollen uns aber weise beschränken
und erst mal an die Berge denken.

Der Straßen mit Namen von Bergen gibt´s viel
bei uns und die wählten sich als Ziel
der Herr Pfarrer und sein Herr Stadtkaplan.
Sie gingen´s zunächst auch mächtig an,
doch der Herr Pfarrer tat so schnell laufen,
daß Charles seine Not hatte mit dem Schnaufen.

Er liebt auch nicht den MVV,
der Fahrplan ist zu ungenau.
Er fährt lieber mit dem Wagen,
Mühsal will er nicht ertragen.

So dauerte es ziemlich lang,
bis er sich auf ein Fahrrad schwang.
Das Radl tat er lieber schieben,
anstatt zu üben, üben, üben.
Jetzt kann er´s und fährt ohne Licht,
weil er sich denkt, dann sieht man´s nicht!

Eines muß ich noch erwähnen:
Charles liebt keine Kirchentränen.
Schon zweimal rief er tapfer aus:
„Die Kirche sei ein Freudenhaus!“
Ein Haus der Freude - ja, ganz gut!
jedoch, im Goetheinstitut,
in Brannenburg, er war ja dort
da lernt man, dass mit einem Wort
man ausdrückt, was sonst viel zu schwer
für Nicht-Deutsche zu lernen wär´!

Geduld, ich komme gleich zum Schluss,
weil schließlich alles enden muss.!

Als der Vertreter der KAB,
als der ich hier vor Ihnen steh,
hab ich noch was zu übergeben
als elektrische Hilfe im weiteren Leben.

Zum Schneiden des Brotes, der Frucht der Erde
und der menschlichen Arbeit, so sage ich, werde
im künftigen Pfarrhaushalt fleißig dienen
die Perle unter den Brotschneidmaschinen.

Ich wünsch´, lieber Charly, so darf ich doch sagen,
meine Bosheiten schlagen Dir nicht auf den Magen.
Ich wünsch´ Dir von Herzen das Allerbeste,
ich wünsch´ Dir viel Freude und fröhliche Feste.
Ich wünsch´ Dir Gesundheit, Gnade und Tugend,
ich wünsch´ Dir, ein Vorbild zu sein für die Jugend
und ich wünsch´ Dir, sitzt Du mal friedlich daheim,
dann denke mit Freude
an Berg am Laim!

Sonntag, 20. Januar 1980

GPS Aschau 1980

Ein gesellschaftspolitisches Seminar
gibt´s in Aschau in jedem Januar.
Es beginnt mit dem Essen am Freitag zur Nacht
und ist mit dem Essen am Sonntag vollbracht.

Dazwischen tummeln sich Referenten,
die gerne mehr sagten, wenn sie´s zeitlich könnten.
Doch sind sie gefesselt im Essens-Schema
und behandeln flüssig und fließend ihr Thema.

Sie sind auch geizig mit den Pausen.
Laissez faire - laß Worte sausen!
Der Aussprache dient der erste Ahmd, (=Abend)
es wird geschimpft, gefordert, gemahnt,
es geht um´s „C“ in einem Namen
und um den selbstgestrickten Rahmen.
Es geht - Sie gestatten den Seitenhieb -
oft im Prinzip - nur um´s Prinzip!

Dann kommt die Soziale Marktwirtschaft
nach allen Regeln der Wissenschaft
dicht gedrängt an uns´re Ohren.
es schwirrt von Fakten und Faktoren,
man hört von Quellen und Ressourcen,
vom Auf und Ab bei Börsenkursen,
von Ge- und Ver- und Ange-boten
und von Bedrohung durch Chaoten.

Dann läßt man sich den Kopf zerfrieren.
Feiner gesagt: Man geht spazieren.

Dann geht´s um Geld und Kapital,
sozial, sozialistisch, neutral, radikal.
Man hört von Zinsen und Renditen,
ist schließlich mit sich selbst zerstritten
und schleppt sich dann mit letzter Kraft
zum Abendessen. - Es ist geschafft!

Doch gleich darauf mußt du wieder antreten!
Geselliger Abend - Masken erbeten.
Begrabt nun Zorn und Parteienhaß.
Tanzt und seid lustig, ich wünsch Euch viel Spaß!

Samstag, 19. Januar 1980

An die Raucher

Es hat sich in den letzten Jahren
gezeigt bei manchen Seminaren:
die Zahl der Raucher ist im Schwinden.
Die KAB kann´s stolz verkünden.

Nach dem Essen im Speisesaal,
leiden alle Raucher Qual.
Das Rauchen ist verboten hier,
gereicht dem Saale nicht zur zier.

Der Raucher flüchtet nach dem Mahle
entzugsgepeinigt aus dem Saale
und sucht sich eine Zufluchsstätte
zu rauchen eine Zigarette.

Nebenan, im kleinen Raum,
da ist es kalt, du glaubst es kaum.
Der Raucher friert und flüchtet wieder,
kältestarr sind seine Glieder.

Er sucht nach einem Aschenbecher
und kommt sich vor wie ein Verbrecher.
Endlich ist wieder Unterricht.
Doch Rauchen darf man hierbei nicht!

Die Nichtraucher fordern Toleranz,
verbieten dir das Rauchen ganz;
sie weiden sich an deinem Frust,
erhöhen dadurch ihre Lust.

Da stehst du nu, du armer Hund.
Nicht zu rauchen ist gesund.
Man will dir wohl, ist gut zu dir,
du merkst es nicht, du dummes Tier.

Du denkst nur noch mit voller Wucht,
wie du befriedigst deine Sucht.
Dich überfällt das große Zittern
kaum tust du eine Pause wittern,

eilst du hinaus, hinaus vor´s Haus,
ziehst dort den Glimmstengel heraus,
entzündest ihn mit großer Wonne.
Jetzt scheint für dich wieder die Sonne!

Jetzt lebst du wieder und bist froh,
der Staat freut sich ja sowieso.
Er finanziert mit deinem Geld
das, was ihn am Leben hält
und so ist´s leider unbestritten:
Die Nichtraucher sind Parasiten!

Ein großer Teil der Volkswirtschaft
bezieht durch´s Rauchen seine Kraft
und füllt durch´s Rauchen seine Kassen.
D´rum wollen wir Rauchen und rauchen lassen!