Sonntag, 9. Mai 2010

Karwoche 1983

DIARRHOE DETERGENTIARUM (SPÜLMITTEL-DURCHFALL)
ODER
INFECTUS VIRIS BESTIALITERIBUS
(ANSTECKUNG DURCH ÜBERAUS BESTIALISCHE VIREN)

Die leuchtende Ausnahme der Alltagsepoche
ist für mich die Franken-Begegnungswoche,
die alljährlich stattfind’t im Hackerhaus.
Und dafür von mir ganz herzlich Applaus.

Es war vor acht Tagen - am Samstag Abend -
draußen rieselte der Schnee -
die heiße Suppe schien so labend -
doch zuviel Salz - oh Ach, oh Weh!

Am Sonntag mundete das Essen
und ich hielt’ es für vermessen,
wollt’ ich durch Kritik entweih’n
was geschmeckt hat. Es war fein!

Der Montag verlief - was das Essen angeht -
noch völlig ohne jede Bedeutung
und auch der Dienstag übersteht
das Forschen ohne jede Deutung.

Doch am Dienstag - gesteh’n wir’s uns ein -
da fuhren wir ins Bergwerk ein.
Wir stocherten in den Eingeweiden
der Erde. - Und sie musst’s erleiden!

Sie hat sich bitterlich gerächt
an vierzig Prozent uns’rer Gruppe.
Die hat sie fürchterlich geschwächt -
die andern war’n ihr schnuppe.

Am Mittwoch haben wir Ausflug gemacht,
wir haben geguckt, gescherzt, gelacht. -
Am Ortsschild hab’ ich Mähring gelesen,
doch ich glaub’, ich bin in Kotzau gewesen.


Ich erreichte Franken mit Müh’ und Not,
in mir war jede Freude tot - - -
ich kniete, weil mir der Mund überquoll -
da hatt’ ich die Hose auch noch voll!

Das Weitere möcht’ ich verschweigen;
schnitt’s mir auch im Darm wie Messer -
ich beschloß, es mir zu zeigen
und sagte keck: „Mir geht es besser!“

Tatsächlich ging’s mit mir bergauf.
Die Gliederschmerzen hörten auf
und auch der Durchfall ging zurück -
Wie schön war’s jetzt! Ich war voll Glück!

Ich hoff’, auch Ihr seid wieder „xund“
und von der Diarrhoe genesen.
So habt auch Ihr zum Feiern Grund. -
Kommt also her an meinen Tresen
und deckt Euch ein, mit Bier und Wein -
und dann lasst uns recht lustig sein!



3.4.1983

Mittwoch, 28. April 2010

Relativ

Wenn einer schmust mit einer Maid,
vergeht ihm rasend schnell die Zeit,
doch muss er warten - nur Sekunden -
kommt es ihm vor, als wären's Stunden.

Dienstag, 12. Januar 2010

Über die Gier

Als damals Gott die Welt erschuf,
formte er sie nach seinem Willen,
denn er war Schöpfer von Beruf,
er schuf alleine und im Stillen.

Als Letztes kam der Mensch zur Welt
in jenem Garten Eden.
Der war auf sich allein gestellt,
konnte mit niemand reden.

Es erbarmte sich der Herr,
entnahm ihm eine Rippe,
formte daraus das erste Weib
und so entstand die Sippe.

Hier kommt die Schlange in das Spiel,
sie – die Urkraft des Bösen.
Unfriede war ihr teuflisch Spiel,
das Paradies – es war gewesen.

„Erkenntnis“ hieß die Frucht des Baums,
die Gott verboten hatte.
So kam das Ende eines Traums
gleichsam aus Zuckerwatte.

Apfel oder Watte aus Zucker,
das ist im Grunde völlig Wurst,
die Menschen wurden arme Schlucker,
nur wegen ihrem Wissensdurst.

Adam und Eva taten sich mehren,
zahlreich war das Angebot
sie taten auch den Schöpfer ehren
und dann schlug Kain den Abel tot.

Des Abels Opfer war ein Feines,
heute weiß man da Bescheid,
das des Kain war nur ein Kleines!
Der erste Mord geschah aus Neid.

Es kamen drei Weise vom Orient -
Caspar, Melchior, Balthasar,
die man voller Ehrfurcht nennt,
zu Herodes, der grad König war.

Sie wollten den neuen König ehren,
indem sie ihm edle Dinge brachten.
Herodes konnte es ihnen nicht wehren,
doch ließ er die neuen Kinder schlachten.

Machtgier nennt man dieses Motiv,
das auch heut noch weit verbreitet.
Die Angst vor dem Fallen sitzt sehr tief,
je höher man war, je mehr man geleitet.

Als zu Kaiser Heinrichs Zeiten,
etwa vor neunhundert Jahren,
Fürsten taten die Kirche leiten,
da sah man sehr rasch die Gefahren:

Die Fürsten hatten ja Nachkommenschaft
und Landbesitz ungemein,
ein Teilen der Hinterlassenschaft,
das könnte gefährlich sein!

Das würde die Kirche verarmen lassen,
das darf ja wohl nicht sein!
So tat man eine Bulle erlassen,
ein Priester bleibe allein!

Heut gibt es keine Fürsten mehr,
es gibt auch keine Pfründen,
so könnte man ganz nebenher
„Wegfall des Zölibats“ verkünden..

Im Wilden Westen gab es Gangster,
die Goldsuchern ihr Gold abjagten,
in unsren Banken saßen Bankster, (sitzen?)
die am Spargut ihrer Kunden nagten.

Was unterscheidet Mensch und Tier?
Ist’s die Seele, der Verstand?
Ich behaupte, es ist die Gier,
das liegt für mich auf der Hand!

Ein Tier folgt letztlich seinen Trieben,
es folgt seinem Instinkt.
Es kann sogar den Menschen lieben,
wenn ihm Belohnung winkt.

Mich dauern die „armen“ Millionäre,
die glauben, dass man mit Geld
jede Lage – auch die prekäre -
schaffen kann aus der Welt.

Nackt kommt ein jeder auf die Erde,
so geht er, es hilft kein Gestirn.
Bedenke, eh man zu Asche werde,
Bedenke es MENSCH: „Gier frisst Gehirn!“