Donnerstag, 10. April 2008

Neues aus der Anstalt 2008

Reha-Zentrum 83457 Bayerisch Gmain Kliinik Hochstaufen


Ende April war ich verdrossen
und da habe ich beschlossen,
einen Antrag einzureichen
für eine Kur oder dergleichen.

Mein Hausarzt war sogleich bereit
und übernahm die Schreibarbeit,
dann begann ich unter Fluchen
die Hauptstelle der Barmer zu suchen.

Lenbachplatz 1 ist die Adresse -
ich suchte voller Interesse
und habe schließlich sie entdeckt,
denn dieser Ort ist gut versteckt.

Ein weibliches Wesen jung und adrett
und vom Gehabe auch ganz nett
hat meinen Antrag entgegengenommen
und bald schon habe ich Antwort bekommen.

Es kam ein Brief von der BfA
und unter anderem hieß es da,
ich käme zur Reha nach Bayerisch Gmain. -
In der Woch’ 26 würde es sein.

In dieser Woche war es nicht.
Eine Frau Schmuck tat ihre Pflicht,
verlegte mich auf den Juli, den letzten,
mach Rücksprache mit ihren Vorgesetzten.

Zum Glück tat sie es auch telefonisch,
ich lehnte ab und meinte lakonisch:
Am Zehnten wird mein Bruder siebzig -
dass ich da fehle – nein, das gibt’s nich.

Wir haben uns auf den 12. geeinigt
und ich wähnte die Sache damit bereinigt.
Am letzten Juli ließ man mich wissen,
man tät mich in Bayerisch Gmein vermissen.

Ich blieb ganz ruhig, bekam keine Wut!
Weiß denn die Linke, was die Rechte tut?
Wir einigten uns, ich trank ein Bier,
seit dem 12. August bin ich nun hier.

Bei der Ankunft wr ich recht lässig,
doch gleich darauf wurde es stressig,
denn die Doktorin der Medizin
bestellte flugs mich vor sie hin.

Natürlich musste ich auch essen,
das Zimmer beziehen nicht zu vergessen
und ich brauchte - wenn es gefällt -
peinlicherweise auch noch Geld.

Deshalb fuhren wir noch mal
hinab ins Tal, nach Reichenhall,
bekamen Geld beim Automat,
weil jede Bank schon einen hat.

Endlich war dann alles getätigt,
es war alles Nötige erledigt,
es wurde Abend es wurde Nacht -
der erste Tag – er war vollbracht.

Vom zweiten Tag ist nichts zu berichten,
denn ich hatte keine Pflichten,
ich stieg auf die Waage und gab etwas Blut,
ansonsten ging es mir recht gut.

Am Tag darauf „Herz-Ärger-Meter“,
da wurde ich zum Miesepeter,
doch nachmittags Entspannungstest.
Auf einmal schlief ich tief und fest.

Ach ja, was soll’s! Ich bin nicht prüde!
Vielleicht war ich vom Radfahren müde?
Man muss auch wieder fröhlich sein,
drum goss ich mir ein Weißbier ein.

In der Abfolge dieser Geschichten
muss ich auch von Essen berichten.
Ich werf’ den Koch von seinem Throne,
macht er noch einmal Minestrone!

Einmal gabs Gemüseklößchen
mit einem unbeschreiblichen Sößchen.
Meistens ist das Essen dürftig -
ich meine natürlich gewöhnungsbe-dürftig.

Ich glaub, man vertritt hier diese These:
Der beste Koch ist die Askese
und die höchste aller Pflichten,
heißt, auf etwas zu verzichten.

Hier möchte ich eine Weisheit berichten:
Man muss auch mal auf ein Opfer verzichten.
Und willst du Zwiebeln und Knoblauchzehen,
musst du in ein Gasthaus gehen.

Apropos: Es gibt hier viele,
die die Sättigung zum Ziele
ihrer werten Gäste haben,
die sich auch mal auswärts laben.

Ich wollte eigentlich auch schreiben
über „Schlank werden und es bleiben“,
doch war dieses Seminar
in meinen Augen völlig klar.

Der Verzicht ist eine Strafe,
doch werde nicht des Bauches Sklave!
Um bestens schlank werden zu können,
muss man sich auch mal was gönnen!

Natürlich könnte man hier lesen,
wo ich privat bin schon gewesen
und das ich nach Rückkehr aus Berchtesgaden
besuchte einen Metzgerladen.

Ich habe mir nur einen Presssack gekauft,
doch Hilde hat sich das Haar gerauft
und ich weiß jetzt gut Bescheid:
Das war ja nur der blanke Neid!

Nun, ich lass mich nicht verleiten,
die Fehler anderer auszubreiten,
denn dieses ist mir völlig klar:
Ich hab selber auch ein paar!

Hier sollten meine Verse enden,
doch muss ich noch ein paar verschwenden,
um einige Dinge zu benennen,
die mir auf den Nägeln brennen.

Mir ist zum Beispiel aufgefallen,
dass in diesen heil’gen Hallen
man an Orte wird gesandt,
die noch gänzlich unbekannt.

Hilfreich wären ein paar Zahlen,
vor den Gängen aufgemalen,
die unmissverständlich künden:
Der gesuchte Raum ist hier zu finden!

Des Weitern – ich sag’s unverhohlen -
har man mich hier doch glatt bestohlen.
Ich hörte vom Computerraum
und hatte einen hübschen Traum:

Hier kann man schreiben, surfen, drucken,
braucht nur zwei €uro hinzuspucken.
Ich tat’s und habe dann gehört,
mein USB ist mir verwehrt.

Was soll ich dann mit dieser Karte,
von der ich mir so viel erwarte?
Ich retourniere das dumme Stück,
krieg aber nur das Pfand zurück.

Ich empfinde das als Nepp,
obwohl ich sicher selbst der Depp.
Nun ja, was soll’s, was kostet die Welt?
Vielleicht braucht einer diese Geld?

Gelöst wurde dann mein bewusster Fall
im Internet-Café in Reichenhall
und ich will es nicht verhehlen:
Ich lass nicht noch mal mein Geld mir stehlen!

Seit ein paar Tagen, so will es mir scheinen,
ist das Essen – möchte ich meinen -
ganz erheblich besser geworden,
so unterlass ich, den Koch zu ermorden!

So gab es neulich Matjes-Salat
mit Pellkartoffeln, ganz delikat,
der schmeckte – ich sag’s ohne Scheu -
besser als im Bürgerbräu!

Salate am Abend –aus berufenem Mund -
seien äußerst ungesund
und weil wirklich schwer verdaulich
für den Schlaf nicht sehr erbaulich.

Andererseits bei den Salaten
vermisse leider ich Tomaten,
die es viel zu selten gibt,
obwohl von den meisten von Herzen geliebt.

Ich komme zurück auf den Verzicht,
denn einiges bekommst du nicht.
Mit dem Geschwätz von Salmonellen
tut man die Eier dir vergällen.

Verpönt ist außerdem allhier
zum Essen der Genuss von Bier.
In der Kurklinik Hochstaufen
sollst du immer Wasser saufen.

Adelholzener warm und still,
das ich nicht mal zum Gurgeln will,
wird mir hier ganz ungeniert
in einem Sechserträger servviert.

Der steht noch hier, wie er gekommen,
ich hab noch keinen Schluck genommen.
Zwar wäre dieser Trank nicht teuer,
doch würde ich handeln wie ein Reiher.

Für die, die jetzt so fragend glotzen,
sei geagt, ich würde kotzen. -
Aber Wasser, sprudelnd, frisch,
hab ich gerne auf dem Tisch!

Natürlich tränk ich lieber Bier,
doch wie gesagt, man darf’s nicht hier,
auch Wein zum Essen gibt es nicht.
Hier ist Tee und Wasser Pflicht.

Weil alles einmal enden muss,
komme allmählich ich zum Schluss.
Ich glaub, ich hab genug geschwätzt,
darum sei endlich Ruhe jetzt.

Ich könnte ja noch viel erzählen,
doch will ich euch nicht länger quälen.
Ich wünsch einen schönen Tag oder Abend,
sei er fröhlich und auch labend!

Verfasst anlässlich meines 75. Geburtstags
am 31. August 2008. Otto Schlagenhaufer

Nachtrag:

Zwei Tage später wurd’ ich entlassen
und ich konnte gar nicht fassen,
dass ich wurde geladen zum Chef
und ich fragte mich: Aus welchem Betreff?

Schließlich saßen wir uns gegenüber,
ich kriegte keinen Nasenstüber,
sondern meine zwei Euro zurück,
die mir fehlten zu meinem Glück.

Er hatte ja eine Kopie erhalten,
als der Leiter dieser Anstalten
und er hatte sich Einiges notiert,
was ich in meinen Versen moniert.

Wir trennten uns ganz einvernehmlich,
ich konnte mich nun ganz bequemlich
gemächlich auf den Heimweg machen
und tat das auch mit hundert Sachen.