Sonntag, 19. April 1987

Karwoche 1987

RÜCKBLICK AUF DIE KULTUR UND BEGEGNUNGSTAGE
VOM 13. BIS 20. 4. 1987
IM PFR.-HACKER-HAUS IN FRANKEN

Vor Wochen schon, Franz kann’s bezeugen,
tat ich von München nach Franken äugen
und bot mich selbstverständlich an,
zu machen den Programm-Fahrplan.

Soweit, so gut - das war nicht schwer,
es half mir mein Computer sehr,
denn er hat inwendig gespeichert,
was uns in früher’n Jahr’n bereichert.

Nun kommt’s: In einem Anfall von Bewegung
sagt’ ich: „Ich mach’ auch die Belegung.“
Franz nahm es freundlich lächelnd an,
weil er davon schon singen kann.

Ich fing an, ganz fröhlich zu belegen,
tat Namen hierhin und dorthin bewegen
und hatte dann, nach ein paar Stunden,
auch schon die beste Lösung gefunden.

Zufrieden, daß das Werk gelungen,
hab’ ich gefreut mich und gesungen:
„Endlich ein Belegungsplan,
wie man ihn besser nicht haben kann!“

Am Tag darauf erhielt ich Bescheid:
die einen woll’n dahin - die andern zu Zweit -
und dann sollt’ ich auch noch den Wunsch vermerken -
Zahnknirschend ging ich erneut ans Werken.

Nun gut - was soll’s - es wär’ gelacht -
Dann war der Plan erneut gemacht
und tags darauf - das war am achten -
übergab ich den Plan, den neu gemachten.

Nun kann ja gar nichts mehr passieren,
froh kann nach Franken ich marschieren,
denn alles, was mich einst genervt,
hab’ ich bedacht schon und entschärft.

Der Montag kam, früh stand ich auf,
dann nahm das Unglück seinen Lauf.
Alles, was nur schief geh’n kann, ging schief
und als dann mein Auto gen Franken lief,

und als ich im Geist schon als Sieger dastand,
die Belegungsliste fest in der Hand,
da sprach mein Keilriemen recht heiter:
„Bis hierher tat ich’s - und nicht weiter!“

Statt als erster - in Gedanken -
kam ich als letzter fast nach Franken
und was mein ganzer Stolz gewesen,
das war nun Schrott - war zum Vergessen!

Frau Müller startet den Versuch,
mir die Belegung neu zu lassen.
Doch mir entringt sich nur ein Fluch,
ich kann’s noch gar nicht recht erfassen.

Zweimal hab’ ich den Plan gemacht,
hab’ alle Wünsche eingebracht
und kaum in Franken eingetroffen
ist alles schlecht. Bin ich besoffen?

„Zweimal“, sprach ich, „hab’ ich’s getan.
Das reicht für den Belegungsplan
und keiner komme, mich zu bitten,
den Plan zu machen jetzt zum Dritten!“

Ich bat um meinen Zimmerschlüssel,
schnaubte zornig aus dem Rüssel
und ging davon als Sieger - vermeintlich -
bald darauf war’s mir dann peinlich.

Frau Müller kann doch nichts dafür,
sprach ich zu mir, du Ungetier. -
Doch war ich müde von der Fahrt
- und zornig noch - hab’ mir’s erspart.

Mehr zum Montag ich nicht mehr sag’,
es folgt, Ihr wißt es schon, der Dienstag.
Vom Dienstag ist fast nichts zu sagen,
es gab keinen Ärger und keine Plagen,
ein Tag so harmonisch, so freundlich und schön,
wär’ da nicht Schreckliches gescheh’n:

Ein Kaffeelöffel kam vor mein Auge
und ins Ohr drang die Frage, ob der denn noch tauge,
und im ersten Moment sah ich auch nicht viel -
doch dann fiel mir auf der gedrehte Stiel.

Fürwahr ein Kunststück, ein Meisterwerk!
Doch Frau Müller standen die Haare zu Berg.
Ich meine, der Löffel zur Schlankheitskur -
denn, richtig gehalten, bekommst du nur
Luft in den Kaffee, statt Zucker, der dick macht
und so hab’ ich für’s erste mal kräftig gelacht.
Bald schon war der Täter gestellt,
die Myriam hat’s ihrer Mutter gemeld’t,
wer der Drehkünstler war aus dem Ackermann-Kreis.
Frau Müller zeigt, als letzten Beweis,
die letzte Rechnung. Neunzig Pfennig
kostet ein Löffel; das ist nicht wenig,
denn bei zwei Dutzend verbogenen Stücken
muß man schon tief in die Geldbörse blicken
und das, was meistens reichlich fehlt,
ist etwas mehr vom Taschengeld.
So hab’ ich - ich muß es hier gesteh’n,
den Werner schon manchmal froher geseh’n.

Der Mittwoch folgt, so ist der Lauf,
und kurz nach Mitternacht standen wir auf
und gingen zum Frühstück mit Augen noch zu,
und dann kam der Bus - Einstieg - Tür zu -
und bald schon wurde uns, ach, so bang!
Dauert es wohl an der Grenze recht lang?

Wider alle Erfahrung ging’s schnell.
Ach, wär’ nur der Himmel ein wenig mehr hell!
Es ist halt der Mensch auf Erden hienieden
leider mit fast gar nichts zufrieden.

Beeindruckt hat der Stöckl in Eger,
nachdem wir, wie die nackten Neger,
vergebens Einlaß suchten - ei der Daus! -
in die schöne Kirche St. Nikolaus.

Schloß Königswart war reichlich trist,
weil es zumeist geschlossen ist.
Beinahe war der Bus zu hoch -
aber dann sahen wir es doch!

Marienbad war int’ressant,
vor allem jene Schnabelbecher,
woraus die stillen Wasserzecher
Gesundheit schlürfen, wie bekannt.

Petschau wurde nur berührt.
Hier sag’ ich es ungeniert:
Als die Burg vor uns erschien,
hatte ich kein’n Film mehr drin.

Könige und Fürsten, vielleicht Stradivari,
Goethe zwölfmal, war’n in Karlovi Vary.
Auch wir waren da und haben - leicht verschreckt -
die „Lazenske-Oplatky-Währung“ entdeckt.

Maria Kulm war die nächste Station,
ein Schmuckstück, das so verwahrlost ist schon,
daß nicht der Pfarrer und sein bester Mann
den weiter’n Verfall noch aufhalten kann.

Dann wurde es Abend - wir kamen zum Zoll,
einige hatten die Hose randvoll,
doch dann ging es schnell und wir atmeten auf.
Nach Franken rollte der Bus in fröhlichem Lauf.

Vom Donnerstag gibt’s nichts zu sagen.
Er war nur ein Glied in der Kette von Tagen,
die uns verschweißt zu fröhlicher Runde
und woran unsere Seele gesunde.

Der Freitag war voll Neuigkeiten.
Man tat sich gründlich vorbereiten.
So war er schließlich ganz gelungen,
nach Änderung der Änderungen.

Der Sams-Tag war der erste Warme,
an dem die Sonne sich erbarme
die Strahlen zu schicken nach Franken,
zu wärmen den Bauch und die Gedanken.

Der Abend brachte ein großes Erleben:
Es hat eine richtige Taufe gegeben,
mit Firmung danach und gemütlicher Feier -
so schön, wie symbolische Ostereier.

Nur eines hat mich ein wenig gestört -
das gab’s bisher nie, das war unerhört:
Fast alle im Bett schon - bis auf die Braven -
da spricht der Franz: „Steht auf! Geht schlafen!“

Der Sonntag sieht uns in froher Rund’,
keiner war krank heuer, alle gesund,
und wehmütig denkt man voller Verdruß,
daß man ja morgen schon heimfahren muß.

Vorbei sind die Tage, die schönen, von Franken.
Mir bleibt, mich bei Euch recht herzlich zu bedanken.
Ihr habt mir geholfen, die Woche zu gestalten,
und ich meine Euch alle - die Neuen und die Alten.

Ihr habt mir auch diesmal so Vieles gegeben:
Gemeinsame Freude, gemeinsames Erleben.
So sage ich Dank, es war wunderschön! -
Im nächsten Jahr: „Auf Wiederseh’n!“


19. 4. 1987