Samstag, 17. Februar 1979

Büttenrede zum Pfarrfasching

Es ist Fasching in München und in Bonn Karneval.
Das ist, so bekenn´ ich, nichts Neues!
Das kommt immer wieder und klingt recht banal;
und dass ich so anfing, ich gesteh´, ich bereu´ es.

Doch der Anfang ist schwer und schwer kommt man zum Schuss,
denn auf wen schießt man wohl als den Ersten?
Ich zucke die Schultern und fass den Beschluss:
Ich nehm´ mir als ersten den Schwersten!

Am schwersten fällt mir´s, von mir selber zu reden,
ich nehm´ mich nicht gern auf den Arm.
Doch meine Zigarren, die teil ich mit jeden,
manchmal auch mit Laien. Oh, dass Gott erbarm!

Ich sei, so heißt es, ein Verführer des Pfarrherrn,
besonders zwischen Fasching und Osterfest.
Doch ich denk mir nichts Böses - und er nimmt sie ganz gern.
So braucht´s zum Verführ´n auch stets ein´n, der sich läßt!

Suchst du einen Mann, der voll von Ideen,
beladen mit Witz und Humor,
so musst du nur zum Pfarrer gehen,
der schießt auch mal ein Eigentor.

So nannte sein Esel uns Brüder und Schwestern
und ließ uns dann schreien wie´s Bauernhofvieh.
Und die Vögel von Hitchcock, die war´n nicht von gestern,
die waren lebendig. - Oder zweifeln Sie?

Der Eseltreiber beim letzten Balle,
temp´ramentvoll, südländisch, heiß,
der Charly oder Kalle, ihr kennt ihn wohl alle,
das ist ein maltesischer Preiß!

Hätt´ er einen Kochkurs im Hochhaus besucht,
er hätt´s mit den Messdienern leichter gehabt!
Doch der Kurs war anscheinend schon ausgebucht,
so ist er mit ihnen ins Gasthaus getrabt.

Besonnen, klar und frei von jedem Hetzen
berichtet Simon von des Menschen heil´gen Zielen.
Er spricht in wohlgeschliffenen Sätzen.
Und das sogar beim Schafkopf spielen.

Nachdem die Geistlichkeit nun apostrophiert,
und auch fast erschöpfend behandelt worden,
hab nun ich das Volk mir aufnotiert,
es zu treffen mit meinen Pfeilen aus Worten.

So kennen gar viele den Mesner noch nicht,
denn er widersteht jeder Norm.
Ministranten frisieren, das sieht er als Pflicht,
doch trägt er fast nie seine Uniform!

Sie gibt gern den Ton an und greift in die Saiten,
sie läßt das Volk tanzen nach bayrischem Brauch.
Die Brigitte - wir können sie alle gut leiden,
sie spielt gern Gitarre. Doch daneb´n greift sie auch!

Als Vorstand vom Laienapostolat
wirkt Schwester Clara in unserer Mitte.
Die Arbeit verteilt sie per Telefonat
und sagt: „Ich hätte eine große Bitte!“

Als guter Geist im Hause uns´rer Geistlichkeit
tut Gerti Dienst und kocht mit Fett und Schmalz.
Sie ist noch jung und hübsch und lernbereit,
verwechselt auch niemals Zucker und Salz!

Kennt ihr die Küche der Pfarrei,
die neu im letzten Jahr sich zubereitet hat?
Da sitzen die Köche und rühren den Brei -
ich spreche vom Pfarrgemeinderat!

In seiner ersten Sitzung, im letzten Mai,
da wurde mit Mehrheit vorgeschlagen,
dass die Sitzung in Zukunft nur dienstags sei.
Seitdem ist sie an Donnerstagen!

Für alles, was wichtig und getan werden muß,
für Bildung, Berufswelt und Soziales
gibt´s einen Bastelclub oder auch Ausschuß -
der macht dann die Arbeit im Fall eines Falles.

Doch kommt es auch vor, dass Gebiete sich schneiden,
zum Beispiel Fronleichnam und solche Sachen.
Der Liturgieausschuss muss dann alles leiten,
der Organisationsausschuss die Arbeit machen!

Als gewesener Vorstand, gleichsam als ein Alter,
schaut er verklärt, entrückt - und auch munter!
Doch siehst du ihn selten, unser´n Schmid Walter.
Er ging im Öffentlichkeitsausschuss unter!

In diesem Ausschuß wirkt als Vorstand eine Frau,
als Bildjournalistin hat sie Einiges drauf.
Sie kennen Frau Strothjohan genau:
Sie hängt nur die Schönsten in der Kirche auf!

Der Ausschuss für Kinder und Jugendarbeit
kam zu der Einsicht - voller Tugend -
dass seine Arbeit ganz sinnlos zur Zeit.
So ging er ein. - Mangels Jugend!

Der Ausschuss für soziale Fragen
tat sich an alle Organe wenden,
sie möchten sich an Unfalltagen
bitte dem Nächsten spenden.

Ganz neu hat sich - für Ehe und Familie -
ein ganzer Ausschuss konstitutioniert.
Zwar tut er´s noch in aller „Stillie“,
doch hat das früher ohne Ausschuss funktioniert!

Ebenso neu ist - war früher kein Bedarf? -
der Ausschussfür Berufswelt und Arbeit.
Der ist auf Besichtigungen ganz scharf
von Betriebskantinen. Zwecks Brotzeit!

Damit nicht noch länger ich unnütz verweil´,
Sie mit Ausschussgeschwätz zu erschöpfen,
lad´ ich Sie ein: Geh´n wir ins Detail
und befassen uns mit ein paar Köpfen.

Er redigiert und lamentiert, raisonniert und publiziert,
er sympathisiert und suggeriert, kantiert, notiert, parliert, spaziert,
er isoliert und appelliert, attackiert und amüsiert.
Schmid Schorsch ist überorganisiert. - Kapiert?

Der Technik verschrieb sich, als Hobby, der Rainer.
Er ist Mikrophon-Kommodore.
Außerdem ist er der Braven einer.
Weitere Auskunft erteilt Hannelore!

Es verwaltet die Kirche und auch die Finanzen
viel besser als jeder Computer
der Aschenbrenner. Ich will ihn nicht pflanzen,
denn bei ihm ist der Haushalt in Butter.

Er täte sich, könnt er’s, die Haare raufen,
denn er ist spöttisch und schlau.
Zwar ist, wenn er beißt, der Fall schon gelaufen.
Doch das stört ihn nicht, unsern Lau!

Genug. Im Blindflug wandern heißt Vertrauen.
Altenburg will zu Lichtspielen locken.
Anschließend kann man sich erbauen
an Bassgeige, Bergstiefeln und roten Socken!

Demnächst wird mit Tribünen bestückt
die Fußballwiese im Vatikan.
Der Sportbund hat Geld herausgerückt,
damit man sonntags zuschauen kann.

Von außen man fast nichts erkennt,
doch im Innern, da wächst es, das Pfarrheim, ganz leise.
Es wird von den fleißigen Werkern verdrängt
und gedrückt durch die Wand, die Farbe, die weiße!

Und nun, Ihr Leute, atmet frei!
Tut einen kräftigen Schnaufer!
Zu Ende ist die Quatscherei.
Viel Spaß wünscht noch der Schlagenhaufer!

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