Montag, 1. April 1991

Karwoche 1991

KULTUR- UND BEGEGNUNGSTAGE 1991 DES INSTITUTUM BOHEMICUM
IM PFARRER-HACKER-HAUS IN FRANKEN BEI WEIßENSTADT VOM 25. 3. BIS ZUM 1. 4. 1991


In diesem Jahr ist gut gelungen
die Änderung der Änderungen!
Das fängt schon am Palmsonntag an,
als man nicht ins Stüberl kann.
Es wird gerade umgebaut
und wir hab’n nur noch doof geschaut.
Mein Vorschlag, daß das Fernsehzimmer
als Stüberl dienen könne, immer,
machte den Meinrad zum Revoluzzer
und obendrein zum Nestbeschmutzer
der schrumpfenden Gilde der Raucher.
Da entfuhr mir ein unfeiner Faucher!

Um mein Gemüt wieder zu trösten,
fuhr ich am Montag mit Erich nach Dresden,
kam dabei auf and’re Gedanken
und kehrte des Abends zurück nach Franken.
Hauschka tat uns dieses lohnen
mit Aphorismen und Rezitationen.

Am Dienstag Morgen, zu mitten der Nacht,
hat uns der Bus zur Grenze gebracht
und dieses Tages erstes Gefühl:
Es war recht kühl!
An der Grenze gab’s keinen Schmerz
und beinahe wurde uns warm um’s Herz;
doch gleich danach in Marienbad
die Mehrzahl von uns gefroren hat.
Lazenske Oplatky, vom Ofen noch warm
erwärmten ein wenig den Magen und Darm,
doch dann mußten wir, am Rande vom Garten,
auf ein paar Leute ziemlich warten.
Ein ganzer Bus mit lauter Seppl
besuchte dann das Hochstift Tepl.
Kalt war’s im Freien, kälter noch drinnen, -
es dauerte, ehe man konnte beginnen,
es dauerte weiter, es nahm kein Ende,
kalt wurden Füße, Nasen und Hände.
Und immer gab es noch eine Strophe.
Es war schon fast eine KATA-Strophe
und die Grabeskälte der eiskalten Gruft
hat mir ganz schön an die Seele gepufft!

Ich suchte verzweifelt nach warmen Gedanken,
dachte an frühere Wochen in Franken -
doch leider, es stellte sich nicht ein
das frohe Gefühl von Geborgensein.
Ich war zerrissen: Heilung suchend -
doch innerlich der Kälte fluchend!

In Karlsbad, in der St. Magdalenen,
taten wir in den Bänken lehnen
und hörten aus des Pfarrers Munde
gar wenig freudenvolle Kunde.
Es gäb’ nur eine Handvoll Christen,
die ander’n seien Atheisten.
Doch die Rasse von Pax-Terrier-Hunden
hat ihr Ende schon gefunden.

Viel später, in der Halle vom Sprudel,
da wurd’ mir wieder wohl, wie dem Pudel,
denn es genügten die Thermen,
den großen Raum - und mich - zu erwärmen.

Es wird, wenn nichts geschieht, zu Mulm,
das Heiligtum Maria Kulm.
Ich seh’, mit großem Unbehagen,
den Zahn der Zeit gar heftig nagen.
Schwarz vom Ruß, so schwarz wie Neger,
das sind die Treppenfiguren in Eger.
Fazit der Kulturfahrt: Mehr kalt, als Kult!
Doch dieses war nicht Walters Schuld!

Zwischendurch ein kleines Quiz,
das sicher leicht zu lösen is’:
Wer ändert öfter: Ein Wettergestalter -
oder der Tagungsleiter Walter?

Es kam ein BMW daher
mit leibhaftigem Staatssekretär,
redegewandt und sehr elitär,
mit Personal, wie dem Chauffeur,
dem Mitarbeiter, sehr seriös,
dem Leibwächter, mit Bart, pompös!

Gründonnerstag erkennt man leicht:
Es wird Spinat mit Ei gereicht
und gäb’s nicht Dr. Vladimir,
wär’s nur noch halb so schön dahier.

Schneefall am Karfreitag Morgen
macht dem Tagungsleiter Sorgen;
doch es war alles nur Gepappel.
Schön war der Kreuzweg rauf zur Kappel.
Und was ist abends noch gewesen?
Wir taten Fusenegger lesen:
Popontius und Pipilatus, Ancilla, Kaiphas, Ananas,
Saulus und der Arzt Longinus - alle hatten daran Spaß!

Alfreds Fleiß und ganzer Stolz
gilt der Stapelung von Holz,
welches mittels PäKaWäh
vom Wald geholt ward in der Näh’.
Ein prächtiges Feuer zur Osternacht
hat allen große Freude gemacht,
und als vorbei die Liturgie,
rannten die Kinder - nix wie hie!
Der Mond ist aufgegangen,
die güldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar.
Der Mond ist aufgegangen,
es zündeln uns’re Rangen
wie es von eh und je schon war!

Aufgrund von ein paar leisen Klagen
hab’ ich noch etwas nachzutragen:
Man sagt, die Beicht’
macht’s Leben leicht.
Doch, warten müssen, mehr und mehr,
das ist sehr schwer!
Ich frage, ob es Sünde sei,
drängt man an Kleineren vorbei?
Wenn einer drei Stund’ warten muß -
ist das nicht schon ein Akt der Buß’?
Mir bleibt zum Schluß, mich zu bedanken,
für die schönen Tage hier in Franken.

Ich danke dem Walter, den Kinderbetreuern, den musischen Damen Erika und Heidi, den kreativen Damen Anne und Irene, dem Franz und dem Jo-hannes für ihre informativen Beiträge und schließ-lich Euch allen dafür, daß ich von Euch ange-nommen worden bin.

Herzlichen Dank!
31. 3. 1991

Erstmals in diesem Jahr gab es eine Erwiderung:

Heute fühlen wir uns verpflichtet,
für den Otto, der stets für uns gedichtet,
auch einmal ein Gedicht zu wagen
und ihm herzlich Danke zu sagen.

Er hat, was keiner hier bestreitet,
uns jedes Jahr viel Freude bereitet.
Wir haben nur jährlich auf’s neue bedauert,
dass die Abschrift der Werke so schrecklich lang gedauert.

Viel haben wir ihn heuer gequält,
weil wir ständig seine Zigarren gezählt.
Er hat sich für uns, es sei hier vernommen,
auf jeden Fall schwer zusammengenommen.

Dafür wollen wir ihm auch herzlich danken,
nicht nur für die schönen Gedichte aus Franken.
Wir denken, daß Zigarrenenthaltsamkeit
auch seiner Lunge viel Freude bereit’t.

Und dieses Opfer soll ihm geben
Gesundheit und ein langes Leben,
weil wir in jedem Jahr auf’s Neue
uns schon auf seine Gedichte freue’!

Für Otto von einem Unbekannten!!!

Vorgetragen (und verfaßt?) von Ingrid Köhler

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