Sonntag, 15. April 1990

Karwoche 1990

KULTUR- UND BEGEGNUNGSTAGE 1990 DES INSTITUTUM BOHEMICUM
IM PFARRER-HACKER-HAUS IN FRANKEN BEI WEIßENSTADT VOM 8. BIS ZUM 16. APRIL 1990

Als wir noch gar nicht abgefahren
und noch im Streß zu Hause waren,
brachte der Briefträger ein Schreiben
zum Lesen und zum Zeit vertreiben.
Da gab es allgemeine Dinge,
was man am besten mit sich bringe,
da gab’s alphabetisch, fast glaubt man’s nicht,
eine fertige Teilnehmerübersicht
und jeder kriegte - völlig neu! - und kühn!!
ein komplettes Wochenprogramm in GRÜN!
Dann war noch ein Zettel - abzutrennen -
um sich als Zonenbesucher zu nennen.
Den schickte ich sogleich zurück,
denn in der Fahrt sah ich mein Glück.
Die Tage, die Wochen vergingen im Nu,
dann fuhr ich auch schon Franken zu.
Diesmal fuhr ich unbeschwert,
hab’ als Leiter aufgehört,
war nur ein ganz kleines Licht -
brauchte mich zu ärgern nicht
und so begann die schöne Zeit!
Frei war ich!!! - Gedankenfreiheit
wollte weiland Marquis Posa.
Als erstes gab’s Programm in ROSA!
Leider, so hörte den Walter ich klagen,
mußte der Pfarrer Rauscher absagen -
und auch sonst sei geändert worden
bedauerte er mit schönen Worten.

ÄNDERUNGEN sind kein Übel:
Schließlich sind wir ja flexibel!

Hauschka hat uns zu denken gegeben
mit Adalbert Stifter, sein Werk und sein Leben.
Nachmittags völlig neue Richtung:
Lesungen aus der Arbeiterdichtung.

Am Montag kam auch Augustin -
ein Mann, voll Kraft und edlem Sinn,
körperlich ein junger Alter -
begann gleich als Programmgestalter.
Mit tönenden Worten und herrlichen Bildern
tat er uns Erfurt trefflich schildern.
Ein Gleiches tat er tags darauf:
da rollte er die ganze Zone auf.
Vorher schon, bei Taslers Adalbert
hab’n wir bei ihm Geschichte gehört.
Auch das Dezennium wurde uns klar,
das nur ein Zeitraum von zehn Jahren war.
Am nächsten Tag, zu mitten der Nacht,
da hat man uns das Frühstück gebracht
und bald darauf bestiegen wir den Bus.
Es wär’ zu weit gewesen für „zu Fuß“.
Der Grenzübertritt, einst Schrecken und Schauer
war eine Sache von kurzer Dauer
und fröhlich singend fuhren wir dahin.
Leider war zu viel Tremolo d’rin.
Wir sind in Erfurt angekommen,
Augustin hat die Spitze genommen,
eins, zwei, drei, im Sauseschritt
saust er los, wir sausen mit.

Zuerst sind wir zum Dom gerannt,
den wir vom Dia schon gekannt,
dann hat er uns, weil Zeit geblieben,
noch rasch zum Rathaus hin getrieben
und dann zurück in rascher Hatz,
vorbei am großen Rummelplatz,
die Treppen hinauf zum Doppeltor -
da stand der Führer schon davor.
Der Dom zuerst, dann St. Severus
wurden beschaut nebst Bildern vom Klerus.
Danach hat’s geregnet, wir waren entlassen,
durchschritten die verkomm’nen Gassen
der einst wunderschönen Stadt,
die man um 700 gegründet hat.
Zuerst um Drei, dann um halb Vier,
sollten zu dem Buse wir
wegen Abfahrt pünktlich kommen.
Wir waren da - fragten beklommen:
Was ist „denen“ denn passiert?
Haben „die“ sich wohl verirrt?
Alles harmlos! Wegen Bischofsaudienz
erhielten sie von uns „im Nachhinein“ Dispens.
Zurück nach Franken müssen wir
und inzwischen ist es Vier!
Beinahe hätte ich’s vergessen:
In Weimar sind wir auch gewesen!
Rasch zum Goethe-, zum Schillerhaus,
schon fuhren wir zur Stadt hinaus.
Eines sei noch rasch genannt:
Freundlich lächelnd Fräulein Leutnant!
Ich könnte Euch in wortreichen Bildern
eine Bustoilette schildern,
doch meine ich ernsthaft: Lassen wir das!
Die Fahrt darinnen ist kein Spaß!
Zum langen Tag ein langer Abend,
uns mit Erinnerungen labend,
zuerst mit Bildern, welche stehend,
danach mit solchen, welche gehend.
„Alles in Änderung des Programms!“
sagt Walter - mit der Miene eines Lamms.

ÄNDERUNGEN sind kein Übel:
Schließlich sind wir ja flexibel!

Mittags Spinat und abends Fisch
bringt die Küche auf den Tisch
und es bedarf gar keiner Frag’:
Heute ist Gründonnerstag.
Beinahe wäre uns gelungen
ein Tagwerk ohne Änderungen,
doch war der Messtermin sehr spät,
also vorzieh’n, wenn es geht.

ÄNDERUNGEN sind kein Übel:
Schließlich sind wir ja flexibel!

Soll man? Oder soll man nicht?
Was denn? Alfons sagt es nicht.
Johannes springt in diese Lücke,
baut dem Alfons eine Brücke.

Danach war dann die Wanderschaft,
auf der man ist mit letzter Kraft
bis nach Weißenstadt geschlendert,
weil man die Route hat geändert.

ÄNDERUNGEN sind kein Übel:
Schließlich sind wir ja flexibel!

Der gestrige Tag galt der Vorbereitung,
der Gestaltung und Zubereitung
der festlichen Osterliturgie
und es wurde geschuftet, fragt nicht, wie!
Des Tages Krönung war ein Fest,
das sich nicht leicht vergessen läßt,
so voller Freude und Harmonie -
fast meine ich, so schön war’s nie!
Etwas war neu an diesem Abend:
Als wir zusammen war’n, agapend,
kredenzte Franz, das ist kein Witz,
Kirschlikör und Slivovic.

ÄNDERUNGEN sind kein Übel:
Schließlich sind wir ja flexibel!

Heute morgen fuhr die Meute
der diesjährigen Ackerleute
zum Gottesdienst nach Weißenstadt,
was lange Tradition schon hat.
Dort ist lange schon der Brauch,
beim Osterfest, da singt man auch
vierstimmig eine kleine Messe,
die man geübt mit Interesse.
So steigen die Sänger vom Kirchenchor
alle zur Orgelempore empor
und auch von uns sind alle Jahr’
zur Verstärkung dort ein paar.
Erika vergaß die Brille,
doch zu singen war ihr Wille,
also fuhr sie rasch zurück,
um zu hol’n das gute Stück.
Drei Ackermänner und drei -frauen
taten von der Brüstung schauen,

warteten, wie sich das schickt,
bis man das Einsatzzeichen kriegt.
Da war der Bußakt schon vorüber.
Kein Kyrie! Ein Nasenstüber
für den Chor. - Wir sah’n uns an.
Da hat man uns ein Leid’s getan!
GL vierdreiundzwanzig, Credo, sollte
unser nächster Einsatz sein. Roth grollte,
ließ das Credo beten.
Dann erscholl eine Trompeten,
Largo keuchend, welch ein Schrecken!
Der sollte sich vor Scham verstecken!
Doch: Änderungen sind kein Übel:
Schließlich sind wir ja flexibel!

Weil alles einmal enden muß,
komme allmählich ich zum Schluß
und ziehe dieses Resümee:
Fränkisch g’sagt: Die Woch’ war schee!!
Nach Änderung von Änderungen
ist uns die Woche gut gelungen.

Nach dieser Chronique scandaleuse,
für die mir sicher keiner bös’,
folgt nun, um Gutes zu belohnen,
die Laudatio von Personen.

Als Ersten nenne ich Pfarrer Johannes.
Bei ihm, da stimmt’s, ich mein’, er kann es,
er hat sich gründlich vorbereitet
und hat uns geistlich gut geleitet.

Der Walter hat mit sanfter Hand
uns geführt am langen Band,
hat seine Sache gut gemacht,
so wird gelobt er, nicht belacht.

Ihm standen, uns zu leiten,
zwei Damen stets zur Seiten,
die uns, zum guten Gelingen,
exerzierten im Singen.
Vergelt’s Gott Euch beiden,
ich mag Euch gut leiden.

Als dritte wirkte in allen Räumen
Irene bei der Erschaffung von Bäumen.
Auch ihr sei hiermit Dank gebracht,
auch sie hat alles gut gemacht.

Daß wir Alten konnten in Muße
genießen die Zeit der Stille und Buße,
verdanken wir Vieren aus der Jugend,
die die Kinder anhielten zu stetiger Tugend.
Es ist ihnen zumeist gelungen;
dafür sei ihnen Lob gesungen.

Für die schönen Tage in Franken
möchte ich nun allen danken,
denn jeder hat auf seine Weise,
sei es laut oder sei es leise,
zum Gelingen beigetragen.
Dafür möchte Dank ich sagen!


15. April 1990

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